Strukturwandel in Liechtensteins Industrie

31.07.2024 - Neue Publikation
Der neu erschienene LI Facts 1/2024 baut auf den Analysen des LI Focus 2/2024 auf und stellt den Strukturwandel in Liechtensteins Industrie in einen europäischen Vergleich. Seit der Finanzkrise 2008/09 ist die Wertschöpfung in Liechtensteins Industrie deutlich stärker gewachsen als die Güterexporte. Die dafür verantwortliche strukturelle Verschiebung von Produktion ins Ausland bei gleichzeitigem Ausbau von Headquarterfunktionen im Inland stellt kein liechtensteinisches Spezifikum dar. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich für die meisten westeuropäischen Staaten, während in Osteuropa das Gegenteil beobachtet werden kann.

Wie bereits im LI Focus 2/2024 dargestellt, welcher die Gründe für die im internationalen Vergleich schwache Wachstumsentwicklung der liechtensteinischen Güterexporte seit der Finanzkrise 2008/09 analysiert, kann die Stagnation der liechtensteinischen Güterexporte mit strukturellen Anpassungen in Liechtensteins Industrie erklärt werden. So wurde die Produktionstätigkeit der liechtensteinischen Unternehmen stärker im Ausland ausgeweitet und im Inland fand vor allem ein Ausbau der Headquarter- und Forschungsaufgaben statt. Die physische Güterherstellung im Inland stieg dadurch zwar weniger stark als jene im Ausland, es kam aber durch die Auslandsproduktion zu positiven Mittelrückflüssen nach Liechtenstein (z. B. betriebsinterne Verrechnung von Vorleistungen).

Dieser Strukturwandel widerspiegelt sich auch in der positiven Entwicklung von Auslandsumsätzen und der industriellen Wertschöpfung in Liechtenstein im Vergleich zum schwachen Wachstum bei den Exportzahlen, wie der LI Facts 1/2024 zeigt. Der europäische Vergleich der Entwicklung von der Industrieproduktion und der Wertschöpfung in der Industrie offenbart, dass Liechtenstein in Bezug auf die unterschiedliche Entwicklung von Produktion und Wertschöpfung keinen Sonderfall darstellt. In fast allen «traditionellen» Industrienationen Westeuropas einschliesslich Liechtensteins war nach 2011 das industrielle Wertschöpfungswachstum höher als das Produktionswachstum, während in praktisch allen osteuropäischen Staaten das Gegenteil der Fall war. Westeuropa hat also Teile der Produktion nach Osteuropa ausgelagert, aber zentrale Unternehmensfunktionen im Inland verstärkt.