Berend, Lukas; Brunhart, Andreas; Geiger, Martin (2024): Stagnation der liechtensteinischen Güterexporte: Bestandsaufnahme und Ursachensuche. LI Focus 2/2024. Liechtenstein-Institut, Gamprin-Bendern.

Erscheinungsjahr:
2024

Im vorliegenden LI Focus 2/2024 werden unter Verwendung eines breiten internationalen Aussenhandelsdatensatzes auf Staaten- und Güterkategorieebene die Gründe für die im internationalen Vergleich schwache Wachstumsentwicklung des liechtensteinischen Güterexports seit der Finanzkrise 2008/09 diskutiert. Während der Umstand, dass die Globalisierung seit der Finanzkrise deutlich an Dynamik verloren hat, für die liechtensteinische Exportwirtschaft sicherlich nicht förderlich war, kann er nicht erklären, warum sich Liechtensteins Güterexporte in den letzten Jahren schlechter entwickelt haben als in anderen europäischen Staaten. Auch die sektorale Ausrichtung der Exportwirtschaft (v.a. Maschinenbau und metallverarbeitende Industrie) scheint die langfristige Entkopplung Liechtensteins vom globalen Güterhandelswachstum nicht plausibilisieren zu können.

Im Gegensatz zu den Güterexporten haben sich die Beschäftigung und vor allem die Wertschöpfung im Industriesektor in Liechtenstein positiv entwickelt. Die verfügbaren Daten lassen darauf schliessen, dass die Produktionskapazitäten der liechtensteinischen Industrieunternehmen deutlich weniger stark am Standort Liechtenstein ausgebaut wurden als im Ausland und dass diese Tendenz als Ursache für die Entkopplung der liechtensteinischen Güterexporte vom weltwirtschaftlichen Wachstum gesehen werden kann. Am Standort Liechtenstein wurden im gleichen Zeitraum Forschungs- und Headquarterfunktionen relativ stark ausgebaut. Dieser Strukturwandel wurde durch die andauernde Aufwertungstendenz des Schweizer Frankens und die sich dadurch verschlechternde internationale preisliche Wettbewerbsfähigkeit akzentuiert.

So stieg die Güterproduktion im Inland zwar weniger stark als jene im Ausland an, es kam allerdings zu positiven Mittelrückflüssen nach Liechtenstein (z. B. aus betriebsinterner Verrechnung von Vorleistungen oder aus im Ausland erzielten Gewinnen). Dieser Strukturwandel widerspiegelt sich in der positiven Entwicklung von Wertschöpfung und Auslandsumsätzen der liechtensteinischen Industrieunternehmen im Vergleich zu den Exportzahlen.