Abstract
Im Beitrag wird die Rolle der direkten Demokratie kritisch hinterfragt anhand der späten Einführung des Frauenstimmrechts 1971 in der Schweiz und 1984 in Liechtenstein, die bekanntlich in beiden Ländern durch Volksabstimmungen erfolgte. Gestützt auf die Demokratietheorie Jacques Rancières wendet sich der Autor gegen die «Glorifizierung» dieser Männerabstimmungen über Frauenrechte als demokratische Akte. Nicht in diesen Abstimmungen liegt das demokratische Element, sondern im Kampf der Frauen um ihre Rechte. Im «Marsch nach Bern» 1969 respektive auf der «Fahrt nach Strassburg» 1983 wurde das Stimm- und Wahlrecht von den Frauen nicht erbeten, sondern als Menschenrecht eingefordert. Im Aufbegehren gegen die bestehende Ordnung formierten sich politisch rechtlose Bürgerinnen als politisches Subjekt.