Das Forschungsprojekt soll mit deskriptiv-analytischen, theoretischen und normativen Zielsetzungen Governance-Formen in kleinstaatlichen Gesetzgebungsprozessen am Beispiel Liechtensteins untersuchen. Wichtige Forschungsfragen lauten:
Wie laufen reale Gesetzgebungsprozesse im politischen System Liechtensteins ab? Wer sind hierbei – gegebenenfalls unter welchen Bedingungen – die wichtigsten Akteure? Wie lässt sich das Zusammenspiel dieser Akteure mit Typologien der Governance-Forschung beschreiben und analysieren?
Wie wirkt sich Kleinheit auf Governance-Formen aus? Welche entsprechenden Annahmen lassen sich aus der Kleinstaatentheorie ableiten? Inwieweit treffen diese Hypothesen im Fall Liechtensteins zu? Können aus der empirischen Analyse abweichende oder ergänzende generalisierbare Folgerungen für Regelungsstrukturen und kollektive Entscheidungsprozesse in sehr kleinen politischen Systemen gezogen werden? Bestehen strukturelle Unterschiede zu grossen Staaten?
Wie sind die Prozesse der Schaffung kollektiv verbindlicher Normen in Liechtenstein aus demokratietheoretischer Perspektive zu bewerten? Woher können sinnvolle Kriterien für eine diesbezügliche normative Analyse gewonnen werden? Welche institutionellen Reformvorschläge sind im Falle identifizierbarer Defizite zu entwickeln?
In diesen drei Fragenbündeln werden bereits die anvisierten Forschungsziele angesprochen. Das Projekt soll
1. Wissen über reale politische Entscheidungsprozesse und Regelungsstrukturen im Kleinstaat Liechtenstein generieren (deskriptiv-analytisches Ziel);
2. Hypothesen über Governance-Formen in kleinen politischen Systemen (weiter-) entwickeln und damit zur Governance- und Kleinstaatentheorie beitragen (theoretisches Ziel);
3. die Verfassungswirklichkeit in Liechtenstein im Hinblick auf Gesetzgebungsverfahren bewerten und gegebenenfalls Reformoptionen aufzeigen (normatives/policy-orientiertes Ziel).