Referent
Lukas Ospelt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Liechtenstein-Institut in Gamprin-Bendern. Sein Interesse gilt vor allem rechtsgeschichtlichen Themen.
Zum Vortrag
Das liechtensteinische Strafgesetz von 1859 bedrohte die «Unzucht wider die Natur mit einer Person desselben Geschlechts» mit schwerem Kerker und selbst das liechtensteinische Strafgesetzbuch von 1987 kannte noch bis 2001 vier Sonderbestimmungen mit teils empfindlichen Strafen gegen homosexuelle Betätigung. Der Referent hat auf Grundlage einer Ausnahmegenehmigung des Liechtensteinischen Landesarchivs die einschlägigen Strafakten des Fürstlichen Landgerichts gesichtet und anonymisiert ausgewertet. Zum ersten Mal werden nun die Fallzahlen sowie weitere interessante Fakten zu diesem «weissen Fleck» der liechtensteinischen Geschichtsschreibung präsentiert. Der Referent beantwortet dabei u.a. folgende Fragen: Gab es Unterschiede in der Verfolgung männlicher und weiblicher Homosexualität? Welche Verteidigungsstrategien wurden von Angeklagten und deren Verteidigern gewählt? Welche Strafen wurden vom Fürstlichen Landgericht verhängt? Hatten Berufungen an die nächste Instanz wenigstens teilweise Erfolg? Kam es zu Begnadigungen seitens des Landesfürsten?
Zur Vortragsreihe
Die aus drei Abenden bestehende Vortragsreihe widmet sich der strafrechtlichen Verfolgung sowie der sonstigen Diskriminierung von Homosexuellen in Liechtenstein und im benachbarten Ausland aus zeitgeschichtlicher Perspektive. Während sich der erste Abend dem einschlägigen Kapitel der liechtensteinischen Justizgeschichte widmet, wird am zweiten Abend das Projekt des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung (IZFG) der Universität Bern zur Diskriminierung von Homosexuellen in der Schweizer Armee zwischen 1942 und 2020 vorgestellt. Der dritte Abend präsentiert Forschungsergebnisse zur Verfolgung homosexueller Menschen im Nationalsozialismus im Gau Tirol-Vorarlberg mit einem Blick auf die Zwischen- und Nachkriegszeit.
Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich. Im Anschluss sind die Anwesenden zu einem kleinen Apéro eingeladen.