Abstract
Der 1923 zwischen Liechtenstein und der Schweiz geschlossene Zollanschlussvertrag ist die Grundlage der bis heute bestehenden, aussergewöhnlich engen Beziehungen der beiden Staaten. Indes stellte er in der langfristigen Perspektive keine logische Fortsetzung, sondern einen Bruch der historischen Entwicklung dar. Während der vorangegangenen Jahrhunderte war Liechtenstein weniger nach Westen zur Schweiz hin orientiert gewesen als vielmehr nach Norden und Osten, zum deutschen und österreichischen Raum.
In dieser Einleitung zum Band «Die Beziehungen Liechtenstein–Schweiz. Beiträge aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Zollanschlussvertrags» (LPS 64) werden die ab dem Spätmittelalter weitgehend in getrennten Bahnen verlaufende Entwicklung der beiden Nachbarländer, die Aufnahme von Beziehungen im 19. Jahrhundert und schliesslich die gänzliche Umorientierung Liechtensteins vom vormaligen Zollvertragspartner Österreich-Ungarn hin zur Schweiz nach dem Ersten Weltkrieg in groben Strichen nachgezeichnet.