BIP-Schätzung für 2024: Konjunkturschwäche führt zu negativer realer BIP-Wachstumsrate
Die BIP-Schätzung 2024 wird mit einem statistischen Modell generiert. Die damit verbundene Schätzunsicherheit ist substantiell: einerseits wegen der hohen konjunkturellen Volatilität der letzten Jahre, andererseits aufgrund der in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung noch zu erfolgenden Revisionen des BIP-Wertes der amtlichen Schätzrechnung für 2023, welche in den letzten Jahren beträchtlich ausfielen.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stellt eine zentrale Grösse für verschiedene volkswirtschaftliche Analysen und Einschätzungen dar. Das BIP weist bezüglich der langfristigen Wohlfahrtsbetrachtung zwar Limitationen auf und sollte in der diesbezüglichen Bewertung auch durch andere Indikatoren ergänzt werden. Das BIP sowie andere Kennzahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) sind jedoch zentral in der wirtschaftspolitischen Analyse als historisch etablierte und international vergleichbare Konzepte und für die Produktivitäts- und Konjunkturbetrachtung unverzichtbar.
Zur Verbesserung der Datenlage erstellt das Liechtenstein-Institut jährlich eine BIP-Schätzung, welche fast ein Jahr vor der Veröffentlichung der BIP-Schätzrechnung des Amtes für Statistik bereits einen ersten Wert für das Jahres-BIP des gerade abgelaufenen Jahres liefert. Dabei wird ein zeitreihenanalytisches Modell mit nationalen und internationalen Konjunkturdaten verwendet, welche eine hohe Korrelation mit dem liechtensteinischen BIP aufweisen und zeitlich früher vorliegen. Da die verwendeten Konjunkturindikatoren in unterjähriger Frequenz publiziert werden, schätzt das Modell auch BIP-Quartalsdaten (bis 1998 zurück) und liefert damit eine weitere wichtige Ergänzung zur amtlichen VGR, welche nur auf Jahresbasis berechnet wird. Für die Konjunktur- und Wachstumsanalyse ist das reale (preisbereinigte) BIP relevanter als das amtlich publizierte nominale. Deshalb berechnet das Liechtenstein-Institut reale Daten und kalibriert sein Schätzungsmodell darauf, es werden daraus aber auch nominale Werte abgeleitet und ausgewiesen.
Wegen der sehr hohen volkswirtschaftlichen Volatilität Liechtensteins, der dünnen Datenbasis und teils starker Revisionen bereits publizierter amtlicher Zahlen ist die BIP-Schätzung als erste Approximation zu interpretieren. Die BIP-Schätzung ist ein Modul der «Angewandten Wirtschaftsanalyse», welche durch die Regierung des Fürstentums Liechtenstein gefördert wird. Sie erschien zum ersten Mal 2021 und wird jährlich Ende März publiziert.