Artikel zum Einfluss von Ländergrösse auf konjunkturelle Resilienz im Journal «International Economics and Economic Policy» publiziert
In der Kleinstaatenökonomik wird argumentiert, dass kleine, offene Volkswirtschaften volatiler sind und stärker auf internationale Schocks reagieren. Allerdings verfügen Kleinstaaten auch über eine flexiblere, schnellere sowie bessere Anpassungsfähigkeit. In dem im Peer-Review-Journal «International Economics and Economic Policy» veröffentlichten Beitrag von Andreas Brunhart werden mit einem bislang einzigartigen Datensatz von 210 Ländern (Staaten und unabhängige Territorien) und über 40 Variablen in einer empirischen Fallstudie zur Finanzkrise 2008/09 folgende Fragen statistisch untersucht: Überwog die Verwundbarkeit oder Anpassungsfähigkeit der Kleinstaaten? Waren kleinere Länder tatsächlich stärker betroffen und vielleicht auch früher? Wie stark/lange hat sich der Finanzkrisenschock weltweit ausgewirkt? Welche Länder waren besonders betroffen? Hat die Staatsgrösse dabei eine Rolle gespielt und welche Faktoren (geographisch, wirtschaftlich, politisch, etc.) waren sonst noch relevant?
Die Ergebnisse der Querschnittsregressionsmodelle deuten darauf hin, dass die geringere Grösse eines Landes mit einer höheren konjunkturellen Verwundbarkeit verbunden war (ceteris paribus), was sich in einem grösseren anfänglichen Ausmass der Wirkung des Finanzkrisenschocks widerspiegelt. Der Nachteil der Kleinheit begann sich für Länder mit einer Bevölkerungszahl zwischen 1 und 10 Millionen zu entfalten, und war für die sehr kleinen Staaten mit deutlich weniger als 1 Million Einwohnern besonders gravierend. Dieses Ergebnis unterstreicht, dass die Merkmale kleiner Staaten die wirtschaftliche Resilienz und Volatilität über die in der Literatur bereits identifizierten Faktoren hinaus beeinflussen. Es gibt auch deutliche Hinweise darauf, dass die Persistenz der Schockwirkung durch geringere Staatsgrösse verlängert wurde. Somit überwiegt der Nachteil der Kleinheit in Form einer höheren Exposition die Vorteile kleiner Länder in Bezug auf Flexibilität und Anpassungsgeschwindigkeit. Ausserdem waren kleinere Staaten im Durchschnitt früher vom Schock betroffen.