Es ist eine umstrittene Frage in der Wirtschaftspolitik, ob durch eine Senkung der Steuersätze Menschen dazu motiviert werden können, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen und ihren Arbeitseinsatz zu erhöhen. Fast jede Reform des (Einkommens-)Steuergesetzes wird unter diesem Gesichtspunkt diskutiert. Somit hat die Frage, inwiefern Einkommenssteuern das Arbeitsangebot beeinflussen, eine hohe politische als auch wissenschaftliche Relevanz. Dies macht die sogenannte Elastizität des steuerpflichtigen Einkommens zu einem zentralen Parameter der Finanzwissenschaft. Die Schätzung dieser Elastizität gestaltet sich jedoch oft schwierig, da es Forscherinnen und Forscher normalerweise nicht möglich ist, Steuersätze experimentell zu verändern.
Liechtensteins Aufenthaltsbewilligungsauslosung bietet die einmalige Gelegenheit, experimentelle Variation in Steuersätzen zu nutzen um den Effekt von niedrigeren Steuern auf das Arbeitsangebot zu untersuchen. Jedes Jahr können EWR-GrenzgängerInnen mit einem Arbeitsvertrag in Liechtenstein und einem mindestens 80 % Beschäftigungsgrad an der Lotterie teilnehmen. Per Los wird bestimmt, wer zukünftig in Liechtenstein wohnen darf und dort Steuern zahlt. Das Steuerdifferenzial zwischen Gewinner/innen und Verlierer/innen der Auslosung ist dabei enorm (z. B. Einzelperson, steuerbares Einkommen CHF 80 000: ca. 35 % durchschnittlicher Steuersatz in Österreich gegenüber 5 % durchschnittlicher Steuersatz in Liechtenstein). Die Lotterie eignet sich somit hervorragend die eingangs beschriebene wichtige wirtschaftspolitische Frage zu beantworten. Das vorliegende Projekt nutzt dafür bisher für die Forschung unzugängliche, vollanonymisierte Individualdaten über Einkommen und Beschäftigung um den Effekt zu schätzen.
Projektdauer: seit 2024