Sozialgeschichte

Die Sozialgeschichte umfasst nach verschiedenen Wandlungen ein breites Spektrum von Themenfeldern, die unter unterschiedlichsten konzeptionellen und methodologischen Zugängen bearbeitet werden. Sie widmet sich der Untersuchung von sozialen Gruppen, Schichten oder Milieus bis hin zu ganzen Gesellschaften in ihren historischen Kontinuitäten und Wandlungen. Sie befasst sich dabei unter anderen mit Fragen sozialer Ungleichheit und schliesst Perspektiven auf die Geschichte «von unten» ein. Lebensbedingungen und Lebensweisen – von der Demographie über die Ernährung bis zur Familie – gehören ebenso zu ihren Gegenstandsbereichen wie die Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation oder die Geschichte von Gesundheit und Krankheit. Geschlechter-, Alltags- oder Migrationsgeschichte sind seit einiger Zeit ebenso feste Bestandteile der Sozialgeschichte. Ursprünglich vom «cultural turn» in der Geschichtswissenschaft herausgefordert, hat sich die Sozialgeschichte unterdessen auch zu den Perspektiven der Kulturgeschichte geöffnet und damit auch die Analyse von Wahrnehmungen, Sinnstiftung und Mentalitäten in gesellschaftlichen Zusammenhängen integriert.

Entsprechend breit wird sozialgeschichtliche Forschung auch methodologisch betrieben – von theoriegeleiteten Ansätzen zur Erklärung kausaler Zusammenhänge zum hermeneutischen Bestreben, historische Bedeutungen zu verstehen; von der quantitativen Auswertung serieller Quellen zur qualitativen Analyse sozio-kultureller Interessen und Einstellungen; vom Vergleich zur Untersuchung von Verflechtungszusammenhängen; von mikrogeschichtlichen Tiefenbohrungen zur Betrachtung gesellschaftlich relevanter Strukturen über lange Zeiträume (longue durée). In dieser Bandbreite bearbeiten mehrjährige Projekte wie auch kleinere Forschungs- und Publikationsvorhaben im Fachbereich ausgewählte Themen der Sozialgeschichte, auch in Überschneidungen mit anderen Forschungsbereichen.