Entwicklung der liechtensteinischen Exporte seit der Finanzkrise
Andreas Brunhart, Martin Geiger und Elias Hasler untersuchen in einem aktuellen Forschungsprojekt die Entwicklung von Güterexporten und ihre Einflussfaktoren. Konkret beschäftigen sie sich mit den Themen Exportentwicklung im Vergleich zur Schweiz seit der Finanzkrise von 2008, Einfluss von Wechselkursschwankungen und Diversifikation von Exporten. Dazu sind kürzlich drei Publikationen erschienen.
LI Focus 1/2019: Die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 führte zu einem starken Einbruch des liechtensteinischen Güterhandels. Die nominalen Werte der Exporte und Importe haben bis zum heutigen Zeitpunkt das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht. Die realen Werte der Exporte und Importe haben sich allerdings weitgehend erholt. Der Vergleich mit der Schweiz zeigt, dass die liechtensteinische Exportwirtschaft von der schwachen internationalen Nachfrage und den Aufwertungstendenzen des Schweizer Frankens stärker betroffen war. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass sich der in der Schweiz sehr grosse Chemie- und Pharmasektor sowie Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie trotz des schwierigen makroökonomischen Umfelds positiv entwickelten. Lässt man diese Güter unberücksichtigt, war die Entwicklung der Exporte nach 2008 in beiden Ländern sehr ähnlich.
LI Focus 2/2019: Der Einfluss von Wechselkursschwankungen auf die Exporte Liechtensteins ist von Interesse, da Liechtenstein in Sachen Geldpolitik direkt von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) abhängig ist, ohne selbst Einfluss nehmen zu können. Die Analyse zeigt, dass Liechtensteins nominale Güterexporte nach einer Frankenaufwertung rasch fallen und sich dann auf niedrigerem Niveau einpendeln. Zudem kann beobachtet werden, dass eine Aufwertung zu niedrigeren Exportpreisen führt. Somit bleibt die Menge exportierter Güter relativ konstant, was auf eine hohe Anpassungsfähigkeit der liechtensteinischen Volkswirtschaft schliessen lässt. Solche Effekte von Wechselkursschwankungen lassen sich auch für die Schweiz nachweisen. Die Sensitivität gegenüber Wechselkursschwankungen in Liechtenstein und der Schweiz ist somit ähnlich ausgeprägt.
LI Facts 1/2019: Kleinere Staaten sind üblicherweise durch geringere volkswirtschaftliche Diversifizierung gekennzeichnet. Liechtensteinische Güterexporte sind angesichts der kleinen Landesgrösse allerdings überraschend hoch diversifiziert. Sie sind zwar etwas weniger diversifiziert als jene grösserer Industrieländer (bspw. Deutschland, Österreich oder USA), jedoch deutlich diversifizierter als jene anderen Kleinstaaten (z.B. Andorra oder Island). Seit der Finanzkrise von 2008 weist Liechtenstein eine höhere Exportdiversifikation als die Schweiz auf.
Gemeinsam ist allen drei Publikationen, dass sie zwar viele Parallelen volkswirtschaftlicher Entwicklungen Liechtensteins und der Schweiz aufzeigen, aber eben auch konkrete Unterschiede feststellen. Dies bestätigt erneut die Wichtigkeit einer spezifischen und fundierten Auseinandersetzung mit der liechtensteinischen Volkswirtschaft.
Exportmengen litten nicht unter Frankenschock – aber der Preis. Bericht von Daniela Fritz im Liechtensteiner Volksblatt, 18. Dezember 2019