Abstract
Der Beitrag zeigt auf, wie die politische und wirtschaftliche Umorientierung von Österreich zur Schweiz der damaligen liechtensteinischen Bevölkerung auch eine mentale und kulturelle Neuausrichtung abverlangte. Die Frage der Ost- oder Westorientierung Liechtensteins rührte an kollektive Identitätskonstruktionen, sodass in der innerstaatlichen Debatte pro oder contra Zollvertrag neben wirtschaftlichen Argumenten auch unterschiedliche historische Narrative bemüht wurden. Die «mentale und kulturelle Umkehr zur Schweiz», die sich unter anderem in Schulkarten und Lesebüchern materialisierte, zog nach Goop auch «Konflikte über die mentale Raumverortung» nach sich. Drastisch zeigte sich das, als mit der Bedrohung durch den Nationalsozialismus die Frage um die historische räumliche Ausrichtung Liechtensteins eine völlig neue politische Dimension erhielt.