Thomas Meier wuchs in Schaan auf und schloss 1993 am Liechtensteinischen Gymnasium in Vaduz die Matura ab. Danach studierte er Biologie an der ETH Zürich in den Fachbereichen Mikrobiologie, Immunologie, Zellbiologie, Genetik und Pflanzenphysiologie und besuchte Kurse in Didaktik und Pädagogik. Seine Doktorarbeit schloss er 2002 am Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich ab. Als Gruppenleiter forschte er ab 2006 am Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt am Main im Bereich Strukturbiologie und Bioenergetik, bevor er 2015 dem Ruf für eine Professur und den Lehrstuhl für Strukturbiologie an der Abteilung Lebenswissenschaften des Imperial College Londons gefolgt ist. In den Jahren 2017 bis 2021 leitete er am Imperial College das Exzellenzzentrum für Strukturbiologie.
Seit dem 1. November 2023 ist Prof. Dr. sc. nat. Thomas Meier Direktor des Liechtenstein-Instituts.
In den Forschungsprojekten von Thomas Meier an seinen bisherigen Wirkungsstätten ging es um die biochemische und strukturelle (bildgebende) Untersuchung von energieliefernden Prozessen an der Zellgrenze (Membran) von Tieren, Pflanzen und Bakterien. Von zentraler Bedeutung dabei ist das Enzym „ATP-Synthase“, ein Proteinkomplex, welcher geladene Teilchen (Ionen) als Energiequelle benutzt, um das Molekül Adenosintriphosphat (ATP) herzustellen, den universalen Energieversorger in allen lebenden Zellen. Die ATP-Synthase funktioniert ähnlich einer Turbine in einem Kraftwerk mit einem Rotor, welcher die Ionen über die Membran transportiert, und einem Stator, welcher die Rotationsenergie in ATP umsetzt. Notabene: Jeder Mensch produziert täglich fast sein eigenes Körpergewicht an ATP-Molekülen und verbraucht es gleichzeitig wieder für energieverbrauchende Prozesse, wie z. B. Muskel- oder Hirnaktivität.
Die Arbeiten von Thomas Meier haben wesentlich zum funktionellen Verständnis des Mechanismus dieses kleinsten, aber hocheffizienten „Ionenmotors“ beigetragen. Sie bilden zudem auch eine Basis zum Verständnis des Wirkmechanismus von ausgewählten Antibiotika (z.B. Bedaquilin) oder der Entwicklung von neuen Medikamenten gegen multiple Resistenzen bei Infektionskrankheiten, z.B. der Tuberkulose oder Lungenentzündung. Seine Arbeiten liefern auch ein molekulares Verständnis von bestimmten, erbbedingten Defekten der zellulären Energieversorgung in Mitochondrien (die „Kraftwerke“ in Zellen), welche zu schwerwiegenden, neurodegenerativen Krankheiten führen können, z.B. zum Leigh-Syndrom. Weiters konnte sein Labor mit der ersten hochauflösenden (atomaren) Strukturbeschreibung der kompletten ATP-Synthase aus Pflanzen einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Energieumsetzung und Regulation der Photosynthese leisten.
Die wissenschaftlichen Publikationen von Thomas Meier sind aus internationalen Wissenschaftsjournalen bekannt, z.B. Science, Nature Communications, PNAS und EMBO Reports. Er hält zahlreiche Vorträge an Konferenzen, Universitäten und Forschungsinstituten, organisiert Konferenzen und erstellt regelmässig Gutachten für Forschungsmittelgeber und Wissenschaftsjournale. Für die Pharmakonzerne Roche und Johnson&Johnson war er beratend und in Kollaboration tätig. Seine Forschungsarbeiten sowie sein Team am Imperial College wurden von Drittmittelgebern wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) oder Wellcome UK finanziert und beliefen sich in der Summe, umgerechnet und einschliesslich seiner kollaborativen Projekte auf ca. 10 Millionen Franken. Er ist international mit Kollaborationspartnern und Forschungskollegen vernetzt und erhielt für die Arbeiten verschiedene Auszeichnungen. 2006 wurde er mit dem Swiss Society of Microbiology Award und 2016 mit dem Wellcome UK Investigator Award ausgezeichnet.
*korrespondierender Autor
Unterstrichen: Mitglieder der Forschungsgruppe Meier (ETH Zürich, Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt, Imperial College London)
Während seiner Doktorarbeit und als Postdoc an der ETH Zürich beteiligte sich Thomas Meier an Grundpraktika in Mikrobiologie. An der Goethe-Universität Frankfurt nahm er ab 2006 als Dozent an der Grundvorlesung in Stoffwechsel (Biochemie) teil und beteiligte sich am Praktikum in Mikrobiologie. Ab 2015 organisierte er ein Biochemie-Kursmodul in angewandter, molekularer Biochemie am Imperial College London und gab Vorlesungen, Tutorials und Praktika in den Fächern Strukturbiologie, Bioenergetik, Molekularbiologie und Mikrobiologie. Zudem bot er jährlich Laborprojekte in seinem eigenen Labor für den Bachelor- und Masterstudiengang an. In seinem Labor schlossen bis Sommer 2023 24 Bachelor-, 24 Master- und 12 PhD-StudentInnen ihre Arbeiten ab.
Aus- und Weiterbildung | |
2002 | Doktor der Naturwissenschaften (Dr. sc. nat. ETH) mit Auszeichnung / ETH-Medaille, ETH Zürich |
1998–2002 | Doktorat am Institut für Mikrobiologie, ETH Zürich (Mentor: Prof. Dr. Peter Dimroth) |
1998 | Diplom in Biologie (Dipl. Natw. ETH), ETH Zürich.
Abschlussfächer: Genetik, Immunologie, Mikrobiologie, Pflanzenphysiologie und Zellbiologie |
1997–1998 | Kurse «Höheres Lehramt», zwei Semester Didaktik und Pädagogik, ETH Zürich |
1993–1998 | Biologie-Studium an der ETH Zürich |
1993 |
Eidgenössische Matura, Typus B |
1985 –1993 | Liechtensteinisches Gymnasium, Vaduz |
Beruflicher Werdegang | |
seit 1.11.2023 | Direktor des Liechtenstein-Instituts |
2015–2023 | Inhaber des Lehrstuhls für Strukturbiologie, Abteilung Lebenswissenschaften, Imperial College, London |
2017–2021 | Direktor, Zentrum für Strukturbiologie, Imperial Centres of Excellences, Imperial College, London |
2006–2015 | Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt am Main |
2005–2006 | Gruppenleiter am Institut für Mikrobiologie, ETH Zürich |
2002–2004 |
Postdoktorand am Institut für Mikrobiologie, ETH Zürich |