Maria Franziska Hasler – Entlassung aus der Leibeigenschaft
Über die Herkunft von Maria Franziska Hasler wissen wir, abgesehen vom Geburtsort Eschen, wenig. Ihr Vater hatte sich 1715 „aus armuth“ in Kriegsdienste begeben und galt danach als in Dalmatien verschollen. Maria Franziska selbst war schon als Kind „umb das heilige allmoßen“ – also als Bettlerin – ins Schwabenland gezogen. Später kam sie in Biberach in „ehrliche dienste“ und im Alter von 30 Jahren zu einer „meinem glückh sehr anständigen heyrathsgelegenheit“. Um heiraten und in der Folge die „burgerlichen Rechte“ der freien Reichsstadt Biberach geniessen zu können, musste sie aus dem liechtensteinischen Untertanenverband entlassen werden. Deshalb gelangte sie im Juni 1720 an den Landesfürsten. Unter „unterthenigst kniefälligen bitten und anflehen“ ersuchte sie ihn, sie aus der „leibeigenschafft“ zu entlassen. Das Vaduzer Oberamt schloss sich ihrer Bitte an. „Umb ihrer armuht willen“ genehmigte der Fürst beziehungsweise die Wiener Hofkanzlei am 10. August 1720 die erbetene „manumission“. Für den „losslassungsbrieff“ hatte Maria Franziska Hasler eine Gebühr von zehn Gulden zu entrichten. Ob sie in Biberach glücklich wurde, wissen wir nicht.
Das Gesuch der Maria Franziska Hasler verdeutlicht beispielhaft die Strategie verarmter Bevölkerungsschichten, ihr Leben auf Migration aufzubauen. Ein Erschwernis waren die Leibeigenschaft und, damit verbunden, die fehlende Freizügigkeit. Ähnliche Fälle gab es in der Frühen Neuzeit zuhauf – aber nur wenige dürften in einen sozialen Aufstieg durch Heirat gemündet haben.
(Quelle: Hausarchiv des regierenden Fürsten von Liechtenstein, Wien, H 2625, unfol.; online: www.e-archiv.li/D49278.
Bildlegende: Die freie Reichsstadt Biberach in Matthäus Merians „Topographia Sueviae“ von 1643. Maria Franziska Hasler suchte hier durch eine Heirat ihr Glück.
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:De_Merian_Sueviae_053.jpg
Lesen Sie dazu die folgenden Artikel:
Abzugs- und Einzugsrecht
Armut
Auswanderung
Bettelwesen
Leibeigenschaft