Die Liechtensteiner Männer lehnen das Frauenstimmrecht ab

23.02.2021 - Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren, am 28. Februar 1971, lehnten die Liechtensteiner Männer die Einführung des Frauenstimmrechts knapp ab. Bei der zweiten Abstimmung 1973 war die Ablehnung dann deutlicher. Erst bei der dritten Abstimmung am 1. Juli 1984 wurde das Frauenstimmrecht knapp angenommen.

Einige Tage nach der Abstimmung vom 28. Februar 1971 organisierten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums einen Protestmarsch. Dabei kam es in Vaduz zu wilden Szenen. Teilweise maskierte Zuschauer stürzten sich mit Fäusten auf die Jugendlichen und rissen ihnen die Spruchbänder aus den Händen. Es flogen Fasnachtssprengkörper und faule Eier. Die Jugendlichen liessen den Mob gewähren.

Gründe für die späte Einführung des Frauenstimmrechts waren unter anderem die lange Zeit ländliche Struktur Liechtensteins, das damit verbundene patriarchale, konservativ-katholische Frauenbild und das späte Entstehen einer Frauenstimmrechtsbewegung aufgrund mangelnder Frauenbildung. Hinzu kam ein spezifisch liechtensteinisches Argument. Bis 1984 erhielten die Ausländerinnen, die einen Liechtensteiner heirateten, automatisch das Landesbürgerrecht. In weiten Teilen der Bevölkerung befürchtete man, dass die eingeheirateten Liechtensteinerinnen durch das Frauenstimmrecht „das Sagen“ bekämen.

Immerhin waren Liechtenstein und die Schweiz die einzigen Länder, in denen eine direktdemokratische Männerabstimmung über die politische Gleichstellung der Frauen befand.

Legende: Demonstration vor dem Regierungsgebäude anlässlich der Ablehnung des Frauenstimmrechts, 5. März 1971.  LI LA B 26/005/012, Foto: Landesarchiv / Peter Ospelt, Schaan.

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