Die Liechtensteiner Männer lehnen das Frauenstimmrecht ab
Einige Tage nach der Abstimmung vom 28. Februar 1971 organisierten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums einen Protestmarsch. Dabei kam es in Vaduz zu wilden Szenen. Teilweise maskierte Zuschauer stürzten sich mit Fäusten auf die Jugendlichen und rissen ihnen die Spruchbänder aus den Händen. Es flogen Fasnachtssprengkörper und faule Eier. Die Jugendlichen liessen den Mob gewähren.
Gründe für die späte Einführung des Frauenstimmrechts waren unter anderem die lange Zeit ländliche Struktur Liechtensteins, das damit verbundene patriarchale, konservativ-katholische Frauenbild und das späte Entstehen einer Frauenstimmrechtsbewegung aufgrund mangelnder Frauenbildung. Hinzu kam ein spezifisch liechtensteinisches Argument. Bis 1984 erhielten die Ausländerinnen, die einen Liechtensteiner heirateten, automatisch das Landesbürgerrecht. In weiten Teilen der Bevölkerung befürchtete man, dass die eingeheirateten Liechtensteinerinnen durch das Frauenstimmrecht „das Sagen“ bekämen.
Immerhin waren Liechtenstein und die Schweiz die einzigen Länder, in denen eine direktdemokratische Männerabstimmung über die politische Gleichstellung der Frauen befand.
Legende: Demonstration vor dem Regierungsgebäude anlässlich der Ablehnung des Frauenstimmrechts, 5. März 1971. LI LA B 26/005/012, Foto: Landesarchiv / Peter Ospelt, Schaan.
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Frauenstimm- und -wahlrecht
Komitee für das Frauenstimmrecht