75 Jahre Kriegsende
Liechtenstein war an der Seite der Schweiz glimpflich durch die sechs Kriegsjahre gekommen, ohne deutsche Besetzung und ohne direkten Einbezug in Kriegshandlungen.
In den letzten Tagen vor Kriegsende musste der Schutz der Grenze vor dem befürchteten Übertritt deutscher Truppen gewährleistet werden. Ebenso war die Betreuung und Versorgung der rund 7000 Flüchtlinge zu bewältigen, die sich vor dem Zollamt in Schaanwald stauten. Dazu wurde am 30. April 1945 auf Initiative von Fürstin Gina von Liechtenstein das Liechtensteinische Rote Kreuz gegründet.
In der Nacht vom 2./3. Mai 1945 überschritten die Reste der «1. Russischen Nationalarmee der Deutschen Wehrmacht» die Grenze bei Hinterschellenberg. Die knapp 500 Russen wurden in Liechtenstein interniert. Die von der Sowjetunion geforderte Repatriierung stellte die liechtensteinische Regierung vor eine grosse politische Herausforderung. Bereits in den Monaten und Wochen vor Kriegsende war die fürstliche Kunstsammlung aus Österreich nach Vaduz gerettet worden.
Gleich nach Kriegsende wurden die nationalsozialistische Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein (VDBL) und die auslanddeutsche NSDAP von der liechtensteinischen Regierung verboten. Die von Josef Hoop geleitete Regierung trat im Sommer 1945 zurück. Die neue Regierung unter Alexander Frick kombinierte eine zurückhaltende «Säuberungspolitik» – Bestrafung der Anführer der liechtensteinischen Nationalsozialisten und Ausweisung NS-belasteter Deutscher – mit der sozialen und politischen Reintegration der liechtensteinischen NS-Anhänger (innere «Befriedung»).
Nur allmählich erfolgte die Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft. Einzelne Rationierungen blieben bis 1948 bestehen. Im Februar 1945 wurde Liechtenstein wie die Schweiz in die Sperrung des deutschen Vermögens einbezogen. Ebenso fand das 1946 von der Schweiz mit den Alliierten abgeschlossene Washingtoner Abkommen betreffend den Umgang mit deutschen Vermögenswerten auch auf Liechtenstein Anwendung.
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Bildlegende: An der Grenze in Schaanwald beim Kriegsende im Mai 1945. LI LA B 413/003/044, Foto: Eduard von Falz-Fein.