Ein Abend zum Schweizerischen ZGB

06.06.2023 - Mitteilung
Am 5. Juni 2023 fanden am Liechtenstein-Institut zum Thema «Das Schweizerische Zivilgesetzbuch (ZGB)» zwei Vorträge statt: Es referierte zum einen die Rechtshistorikerin Prof. Dr. Sibylle Hofer (Universität Bern) und zum anderen der Präsident des StGH Dr. Hilmar Hoch. 

In ihrem Vortrag «Das ZGB – ein internationales Modellgesetz?» wies Frau Prof. Hofer anhand von Textpassagen im Einzelnen nach, dass Eugen Huber – der Schöpfer des ZGB – durchaus auch Gedanken an ein einheitliches europäisches Privatrecht hegte, als er das ZGB ausarbeitete. Sodann konnte sie aufzeigen, dass Wilhelm Beck ausweislich seiner Schrift «Das Recht des Fürstentums Liechtenstein» von 1912 und vermittelt über seine verschiedenen universitären Lehrer vom germanistischen Gedankengut Eugen Hubers stark beeinflusst gewesen ist. Dieser Umstand fand in der juristischen Forschung zu Wilhelm Beck und seinem Werk bislang nicht die gebührende Beachtung. 

Unter dem Titel «100 Jahre ZGB in Liechtenstein» zeichnete Dr. Hilmar Hoch das Projekt eines «Liechtensteinischen Zivilgesetzbuches» nach, das ab dem Jahr 1923 in Anlehnung an das Schweizerische ZGB hätte entstehen sollen. Emil Beck, ein enger Mitarbeiter Eugen Hubers in Bern, war mit den entsprechenden Gesetzentwurfsarbeiten betraut. Das Projekt blieb auf halbem Wege stecken, sodass die liechtensteinische Privatrechtsordnung bis heute eine – wie der Referent näher darlegte – herausforderungsreiche Mischung aus österreichisch sowie schweizerisch rezipiertem Recht bildet. 

V.l.n.r. Emanuel Schädler (Liechtenstein-Institut), Sibylle Hofer und Hilmar Hoch.