Beiträge zur liechtensteinischen Gesellschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert

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Die vormoderne, relativ homogene, ländlich-bäuerliche Gesellschaft Liechtensteins erfuhr im Lauf des 19. Jahrhunderts eine erste Diversifizierung, die sich im 20. Jahrhundert weiter vertiefte: Auf kleinem Raum entstanden verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Schichten mit je spezifischer sozioökonomischer Lage und kulturellem Selbstverständnis: Die ländliche Gesellschaft – bestehend u.a. aus Vollbauern, minderberechtigten Hintersassen, Gesinde und ländlichen Unterschichten – wurde ab den 1860er Jahren um die (Fabrik-)Arbeiterinnen und Arbeiter erweitert, ab etwa den 1920er Jahren um die Angestellten, ausserdem um die selbstständigen Gewerbetreibenden. Die Bauern wandelten sich in Folge der Bauernbefreiung und der stärkeren Markteinbindung zu Landwirten. Ein ländliches Bürgertum umfasste schon im 19. Jahrhundert neben der Beamtenschicht zunehmend auch Ärzte, Lehrer, Geistliche, erste Fabrikanten und Freiberufler. Die Übergänge zwischen den Gruppen und Schichten waren teils fliessend.


Vor diesem Hintergrund entstehen im Rahmen dieses Projekts in loser Folge Einzelbeiträge, die sich der Entwicklung der gesellschaftlichen Vielfalt und der sozialen Ungleichheit, der Rechtsstellung, der sozioökonomischen Lage, dem kulturellen Selbstverständnis, den symbolischen und rituellen Repräsentationsformen oder dem relativen politischen Gewicht der verschiedenen Gruppen und Schichten widmen. Von Interesse sind auch die zeitgenössischen Diskurse über die Struktur der Gesellschaft und die damit verbundenen Vorstellungen und Terminologien.