Schaub, Hans-Peter; Rochat Philippe (2025): Assembly Democracy between Social Selectivity and Equality. Swiss Political Science Review, Early View: 1-16.

Erscheinungsjahr:
2025
Autor(en):

Abstract
In den meisten Gemeinden und in zwei Kantonen der Schweiz bedeutet Abstimmen nicht das Ausfüllen eines Stimmzettels, sondern den Besuch einer Bürgerversammlung. In diesem Artikel untersuchen wir, inwieweit die Teilnahme an solchen Versammlungen durch andere Muster sozialer Selektivität geprägt ist als die Teilnahme an Urnenabstimmungen. Die Analyse von Umfragedaten aus einem Kanton und vier Gemeinden ergibt, dass sich die soziostrukturelle Zusammensetzung der Teilnehmenden zwischen den drei untersuchten institutionellen Kontexten – Urnenabstimmungen, kantonalen Landsgemeinden und Gemeindeversammlungen – in der Tat deutlich unterscheidet. Allerdings ist keiner der Kontexte durchwegs inklusiver oder exklusiver als die anderen.

Der Einfluss der formalen Bildung auf die Teilnahme ist an der Landsgemeinde am stärksten, dafür sorgen hier weder Alter noch Wohneigentum für Verzerrungen. Demgegenüber ist an Gemeindeversammlungen die Teilnahme nach Bildungsgruppen ausgewogen, jedoch sind hier Ältere, Personen mit Wohneigentum, Arbeitstätige und teilweise auch Männer übervertreten.

Ferner zeigt sich, dass soziale Einbettung – u.a. die Wohnsitzdauer – die Abstimmungsteilnahme in der Versammlungsdemokratie deutlich begünstigt, bei Urnenabstimmungen jedoch keine Rolle spielt.

DOI: 10.1111/spsr.70016