Besonderheiten der norwegischen Rechtsmethode

Datum:
30. Mai 2016, 18:00 - 19:30
Ort:
Liechtenstein-Institut
St. Luziweg 2
Auf dem Kirchhügel
LI 9487 Gamprin-Bendern
Upholding the law through contra legem interpretations: particularities of Norwegian legal method

Referentin: Prof. Ingvill Helland, Institutsleiterin des Instituts für Rechtswissenschaft an der Universität zu Agder, Norwegen

Obwohl Norwegen mehr als 5 Millionen Einwohner hat und sich über ein deutlich grösseres Staatsgebiet erstreckt, weisen Norwegen und Liechtenstein interessante Gemeinsamkeiten auf. Zu erwähnen sind hier insbesondere die Mitgliedschaft im EWR, eine enge Zusammenarbeit mit ihren Nachbarländern und die Monarchie.

Der Vortrag eröffnet einen Zugang zum norwegischen Recht, das im deutschsprachigen Raum nur wenig bekannt ist. Die Referentin ist eine ausgewiesene Kennerin der norwegischen Methodenlehre und weist viel Erfahrung in der Rechtsvergleichung auf. In ihrem Vortrag diskutiert sie, inwiefern Gesetzesauslegung contra legem, welche von der herrschenden Meinung als Bedrohung von Gewaltenteilung und Rechtssicherheit der Bürger angesehen wird, in kleinen Staaten auch zum Schutz der Letzteren dienen kann. In diesem Zusammenhang wird die Referentin unter anderem auf das Verhältnis zwischen den norwegischen Staatsorganen, den Einfluss der Rechtsprechung auf den Rechtsinhalt und die Beziehung zwischen nationalem Recht und Völkerrecht eingehen. Dies erlaubt ihr die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Wahrnehmung von rechtsstaatlichen Grundrechten erheblich von der Grösse des Staates abhängt, was in der Literatur nur selten erwähnt wird.

An das Referat anschliessend besteht die Gelegenheit, die Thematik mit der Referentin zu diskutieren. (Vortrag in Englisch, Diskussion auf Deutsch)