Die liechtensteinische Neutralitätsfrage im Wandel der Geschichte

Vortragsreihe:
Zeitenwende: Liechtenstein zwischen Neutralität und Sanktionen
Datum:
6 November 2023, 18:30 - 20:00
Ort:
Liechtenstein-Institut
St. Luziweg 2
Auf dem Kirchhügel
LI 9487 Gamprin-Bendern

Zum Vortrag
In der Schweiz und in Österreich wird die Neutralität vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges kontrovers diskutiert. Doch was ist mit Liechtenstein? Sind wir einfach neutral, weil wir zwischen Neutralen liegen? Sind wir «faktisch neutral»? Einige meinen, dass Liechtenstein wegen des Zollanschlussvertrages an der schweizerischen Neutralität partizipiere. Dieser Vortrag soll derartige Fragen klären helfen, indem aufgezeigt wird, worin die Neutralität im Rechtssinne besteht und wie sich der Neutralitätsbegriff im Laufe der Völkerrechtsgeschichte entwickelt hat. Der Vortrag geht ferner der Frage nach, wann Liechtenstein seit der Erlangung seiner Souveränität 1806 neutral gewesen ist bzw. wann es in militärische Bündnissysteme eingebunden war. Am Beispiel der Flüge von NATO-Flugzeugen durch liechtensteinischen Luftraum aufgrund eines wenig beachteten Notenaustausches zwischen Liechtenstein und der Schweiz von 2000 wird deutlich gemacht, dass es sich dabei keineswegs nur um akademische Fragestellungen handelt. 
 

Referent
Mag. Lukas Ospelt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Liechtenstein-Institut
 

Zur Vortragsreihe
Ziel der Vortragsreihe ist es, den Einfluss der sogenannten «Zeitenwende» auf Liechtenstein zu skizzieren. Als Insel der Seligen sieht sich oft die Schweiz, aber auch zur Beschreibung Österreichs nach einem Zitat Papst Paul VI. dient die Bezeichnung. Und dazwischen: Liechtenstein, das ebenso eine Insel der Seligen zu sein meint. Spätestens nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind wir in Europa aus dem vermeintlichen Paradies des ewigen Friedens seit 1945 bzw. 1990 vertrieben worden. Haben uns die seitherigen lokalen (Bürger-)Kriege in Europa und in dessen Nachbarschaft, z. B. in Ex-Jugoslawien, Georgien oder Tschetschenien wenig tangiert, so ist dies heute anders: Das «Ende der Geschichte» hat ein Ende.