Artikel zu den wirtschaftlichen Konsequenzen des Brexits veröffentlicht

17 Mar 2024 - Neue Publikation
Martin Geiger (Liechtenstein-Institut) untersucht gemeinsam mit Jochen Güntner (JKU Linz) die makroökonomischen Auswirkungen des Prozesses des Austritts Grossbritanniens aus der EU. Ihre Forschungsergebnisse werden im Artikel «The chronology of Brexit and UK monetary policy» dargestellt, welcher im renommierten Journal of Monetary Economics erschienen ist.

Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien offiziell aus der Europäischen Union (EU) aus, nachdem es zuvor mehrere Last-Minute-Verlängerungen der Mitgliedschaft gegeben hatte. Obwohl der «Brexit» im Allgemeinen als ein Ereignis betrachtet wird, das zeitlich mit dem Referendum des Vereinigten Königreichs über seine EU-Mitgliedschaft am 23. Juni 2016 zusammenfällt, kam es zwischen dem Referendum und dem Abschluss des Austrittsabkommens zu vielen Unwägbarkeiten und erhöhter wirtschaftspolitischer Unsicherheit. Dieser Umstand wird mit einer Reihe politischer und diplomatischer Ereignisse im Zusammenhang mit dem Brexit verdeutlicht.

In der vorliegenden Studie wird eine offizielle Chronologie von Ereignissen im Kontext des Brexits verwendet, um die durch den Brexit ausgelösten wirtschaftspolitischen Verwerfungen mittels hochfrequenter Veränderungen in Aktienkursen, Wechselkursen und Zeitungsmeldungen zu messen. Es kann festgestellt werden, dass Entwicklungen rund um den Brexit negative Auswirkungen auf die britische Wirtschaftsaktivität und die Konsumentenpreisinflation hatten. Besonders stark waren die Auswirkungen auf das Zinsumfeld und das Konsumentenvertrauen. Diese Entwicklungen sind konsistent mit dem Narrativ des Brexits als einer Zeit mit erhöhter politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit sowie mit Bedenken hinsichtlich der zukünftigen Produktivität und des allgemeinen Ausblicks für die britische Wirtschaft.

In Reaktion auf Brexit-Entwicklungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 und während dem Jahr 2018, also während intensiver Verhandlungsphasen mit unsicherem Ausgang, sind Zinsen besonders stark gefallen. Das deutet auf eine ausgeprägte geldpolitische Lockerung der Bank of England in diesen Phasen hin. In statistischen Simulationen kann gezeigt werden, dass der negative Effekt des Brexits auf die britische Wirtschaft viel stärker ausgefallen wäre, hätte die Bank of England die Zinsen in diesen Phasen zur Stabilisierung der Wirtschaft nicht gesenkt.