Politische Partizipation junger Menschen
In Liechtenstein ist sehr wenig bekannt über die politische Partizipation von jungen Menschen. Dies gilt insbesondere für die unter 18-Jährigen. In seinem Referat konzentrierte sich Christian Frommelt deshalb auf die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen, zu welcher verlässliche Daten aus zahlreichen Umfragen des Liechtenstein-Instituts vorliegen. Die Analyse zeigt, dass die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen über ein hohes Vertrauen in die politischen Institutionen verfügt und auch mit dem Funktionieren der Demokratie in Liechtenstein zufrieden ist. Auch das politische Interesse der jungen Menschen ist in Liechtenstein im internationalen Vergleich eher hoch. Im Vergleich zu den Altersgruppen ist das politische Interesse jedoch gering. Im Unterschied dazu haben junge Menschen ein leicht überdurchschnittliches Vertrauen in die politischen Institutionen.
Die Stimm- und Wahlbeteiligung geht in Liechtenstein zwar stetig zurück, ist aber gerade im Vergleich zur Schweiz noch immer hoch. Differenziert nach Altersgruppen ist die Stimmbeteiligung bei der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen zwar unterdurchschnittlich, aber dennoch höher als für die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen noch eher zuhause wohnt und deshalb eine gewisse Sogwirkung besteht. Auffällig für Liechtenstein ist, dass sich bei Landtagswahlen die Kandidierenden und auch die gewählten Abgeordneten sehr ungleich über die verschiedenen Altersgruppen verteilen. Insbesondere die Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen ist dabei stark überrepräsentiert, während junge aber auch ältere Menschen deutlich seltener für den Landtag kandidieren und deshalb auch im Landtag meist stark unterrepräsentiert sind. In der Diskussion wurde in diesem Zusammenhang auch die Rolle der Jungparteien erörtert. Diese spielen zweifelsohne eine wichtige Rolle, um junge Menschen in die Politik zu führen. In Liechtenstein bleibt die Wirkung des Engagements der Jungparteien aber oftmals sehr bescheiden. Eine mögliche Erklärung hierfür könnten sein, dass das liechtensteinische Wahlsystem keine fixen Listen kennt, wodurch jungen Menschen mit einem entsprechenden Listenplatz bessere Wahlchancen eingeräumt werden könnten. Eine weitere Erklärung könnte die hohe soziale Kontrolle als Resultat der Kleinräumigkeit Liechtensteins sein. Junge Menschen sind demnach bereit sich zu engagieren, aber nicht zu früh zu exponieren.
Im letzten Teil des Referats wurde schliesslich die politische Einstellung von jungen Menschen in Liechtenstein thematisiert. Auf einem Links-Rechts-Spektrum unterscheidet sich diese nur schwach von den anderen Altersgruppen. Auch bei den Abstimmungen hatte das Alter in den vergangenen Jahren nur selten einen signifikanten Einfluss. Dass aber durchaus Unterschiede bestehen, zeigt die Frage nach den wichtigsten Probleme Liechtensteins. Hier gewichten junge Menschen z. B. Klima- und Umweltfragen aber auch die Finanzierung der Altersvorsorge stärker als die übrigen Altersgruppen. Dies bestätigt weiteren Forschungsbedarf bezüglich der politischen Partizipation und den politischen Präferenzen junger Menschen.
Politische Partizipation von jungen Menschen in Liechtenstein. Foliensatz der Präsentation von Christian Frommelt.