Virtuelle Jahreskonferenz European Consortium for Political Research

16 Sept 2021 - Mitteilung
Vom 30. August bis zum 3. September 2021 fand die Jahrestagung des European Consortium for Political Research statt. Mit Philippe Rochat und Eike-Christian Hornig waren gleich zwei Politikwissenschaftler des Liechtenstein-Instituts an der virtuell durchgeführten Tagung vertreten.

Teilnahme an demokratischen Versammlungen
Am 30. August wurde ein von Philippe Rochat zusammen mit Daniel Kübler (Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich und Zentrum für Demokratie Aarau) verfasster Beitrag im Rahmen des Panels “The consequences of social, contextual and political inequalities on democratic innovations” präsentiert.

Der von Daniel Kübler präsentierte Beitrag unter dem Titel “Conditions of citizen participation in assembly democracy: experimental evidence” nahm die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern an demokratischen Versammlungen in den Fokus. In den letzten Jahrzehnten sind weltweit neue Formen des forcierten, direkte Einbezugs der Bürgerinnen und Bürger in die politische Entscheidungsfindung entstanden (z.B. Mini-Publics, Fokusgruppen, partizipative Budgets etc.). Die Teilnahme an solchen demokratischen Versammlungen ist aber ein wenig erforschtes Thema der Politikwissenschaft. Auf Basis einer repräsentativen Umfrage mit experimentellen Daten aus drei Schweizer Gemeinden untersuchen die Autoren nicht nur die individuellen Dispositionen zur Partizipation, sondern auch die Effekte versammlungsbezogener Merkmale auf die individuelle Motivation zur Teilnahme. Dabei zeigt sich, dass unter anderem die Begleitung durch Familienmitglieder und Freunde sowie die erwartete Atmosphäre eine Rolle spielen. Die Belohnung der Teilnahme durch Geschenke schwächt demgegenüber die Teilnahmeabsicht eher, als dass sie sie stärkt.

Die Genese von Parteiparolen
Eike-Christian Hornig nahm am Panel «Referendums and policies: explaining choices, challenges and impact» teil. In seinem Vortrag «What drives Party Positioning in Direct Democracy? The Case of Switzerland» am 2. September 2021 ging Hornig auf die Entstehung von Parteiparolen am Beispiel der Schweiz ein. Politische Parteien spielen in der direkten Demokratie eine wichtige Rolle. Sie lancieren nicht nur Abstimmungen, sondern bieten mit ihren Positionen und Stellungnahmen auch wichtige Orientierungspunkte für die Wählerinnen und Wähler bei der Abstimmungsentscheidung.

Bislang unerforscht ist, wie Parteien eigentlich zu diesen Positionen kommen. Im Vortrag wurde ein ein Analyserahmen mit fünf zentralen unabhängigen Variablen aufgezeigt: Die öffentliche Meinung, bisherige Parteipositionen, Koalitions-Vereinbarungen, die Parteibasis und die Art der Abstimmungsinstruments. Grundlage der Analyse ist ein Original-Datensatz von 43 eidgenössischen Abstimmungen zwischen 2014 und 2019 mit 167 Fällen von Positionierungen von fünf Schweizer Parteien (CVP, FDP, GPS, SPS, SVP). Zur Anwendung kommen sowohl deskriptive als auch inferenzstatistische Methoden.

Die Ergebnisse zeigen zunächst den starken Einfluss der Position der Parteibasis und der öffentlichen Meinung. Allerdings lassen sich hinter beiden wiederum starke Policy-Kontinuitäten erkennen, die im Sinne einer Pfad-Abhängigkeit die Parolenfassung prägen.

Über die ECPR-Konferenz
Die Konferenz hat zum Ziel, die Entwicklung der Politikwissenschaft in ganz Europa zu fördern, und bietet eine interaktive Plattform für Diskussionen, Debatten und innovatives Denken. Das Programm umfasst rund 500 Panels in etwa 70 Sektionen und deckt die gesamte Bandbreite der Politikwissenschaft ab.

https://ecpr.eu/GeneralConference