Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges jährte sich im Juli 2014 zum hundertsten Mal. Der Erste Weltkrieg gilt als «Urkatastrophe» Europas, als der erste moderne Massenvernichtungskrieg und als totaler Krieg, der auch die Zivilbevölkerung in das Geschehen miteinbezog. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit rund neun Millionen Soldaten und sechs Millionen Zivilisten starben. Europaweit finden in diesem Jahr Veranstaltungen und Vorträge, Ausstellungen etc. statt, die an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erinnern, ihn wissenschaftlich aufgreifen oder porträtieren.
Die vom Arbeitskreis für interregionale Geschichte des mittleren Alpenraumes in Zusammenarbeit mit dem Liechtenstein-Institut konzipierte Vortragsreihe zum Ersten Weltkrieg legt das Augenmerk auf die regionalen Verhältnisse zwischen Bregenz und Chur zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs und zeichnet das Stimmungsbild in der Bevölkerung nach. Welche Reaktionen rief der Kriegsausbruch hervor? Wie äusserten sich Begeisterung, Zustimmung oder gar Euphorie in der Bevölkerung und welche Sorgen, Nöte und Befürchtungen waren gleichzeitig vorhanden?
Diesen und anderen Fragen gehen die fünf Referenten aus Vorarlberg, dem Kanton St. Gallen, dem Kanton Graubünden und Liechtenstein nach. Dabei wird deutlich, welch unterschiedliche Ausgangslage die Staatsgrenzen in den einzelnen Gebieten der Region Alpenrheintal schufen: Vorarlberg als Bestandteil der kriegsführenden Habsburger Monarchie, dessen Bevölkerung Kriegsdienst zu leisten hatte, sah sich als Opfer und war überzeugt, sich verteidigen zu müssen. Die neutralen Schweizer Kantone St. Gallen und Graubünden blieben wohl von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont, ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse gerieten jedoch stark ins Wanken. Und schliesslich Liechtenstein, das sich – nach verpasster Neutralitätserklärung – zwar neutral gab, dessen Neutralität von der Entente jedoch aufgrund seiner Nähe zur Habsburger Monarchie und des bestehenden Zollvereins mit Österreich in Frage gestellt wurde.