Abstract
Der Beitrag unternimmt eine philosophische Exkursion in das Themenfeld der Entwicklungspolitik in vier Schritten. Ausgehend von der Rede von Regierungschef Gerard Batliner anlässlich der Jungbürgerfeier im Jahr 1963 und seinem Aufruf zu Solidarität mit Menschen in Not als Anstoss des Gedankenganges, wird der entwicklungspolitische Begriff der Solidarität, wie er in dieser Rede anklingt, in einem ersten Schritt auf seine Begriffselemente hin beleuchtet. Mit Blick auf die ethische Diskussion der Weltarmut wird in einem zweiten Schritt nach möglichen Ansätzen zur moralischen Begründung entwicklungspolitischer Solidarität gefragt. Nachdem exemplarisch drei Möglichkeiten einer moralischen Grundlegung der Entwicklungszusammenarbeit analysiert worden sind (Wohltätigkeit, Hilfspflichten, Schädigung und korrelative Pflichten), wird in einem dritten Schritt der entwicklungspolitische Sprachgebrauch selbst moralisch problematisiert sowie die Sprache der ‚Entwicklung‘ im Kontext des Entwicklungsdiskurses verortet. In einem vierten und letzten Schritt wird die Entwicklungspolitik, eingedenk der gemachten Überlegungen, unter dem von Batliner vernachlässigten Gesichtspunkt der politischen Dimension des Solidaritätsbegriffs abschliessend kritisch befragt und dabei im Rekurs auf den Begriff des Rechts eine mögliche Stossrichtung für weiterführende Reflexionen aufgezeigt.
Schlagwörter: Armut, Gerard Batliner, Hauke Brunkhorst, Entwicklungshilfe, Entwicklungspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, Ethik der Weltarmut, globale Gerechtigkeit, Gleichheit, Hilfspflichten, Kolonialismus, Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED, Menschenrechte, Missionsgedanke, Nächstenliebe, Philanthropie, Thomas Pogge, Peter Singer, Solidarität, Wohltätigkeit, Aram Ziai