Zum Programm
12.15–13.00 Uhr Vortrag, anschliessend Diskussion bis 13.30 Uhr
Begrüssung und Moderation: Prof. Patricia Schiess, Forschungsleiterin Recht am Liechtenstein-Institut
Vortrag: Prof. Ingvill Helland Göller, Assistenzprofessorin für Rechtswissenschaft an der University of Agder in Norwegen
Der Vortrag und die Diskussion finden auf Deutsch statt.
Anmeldung
Bis 10. Februar 2021 an . Sie erhalten nach der Anmeldung einen Link zur Teilnahme via Zoom.
Zum Vortrag
Die Pflicht jedes Staates, bei allen Massnahmen, die Kinder betreffen, das Wohl des Kindes zu beachten, ergibt sich aus der UNO-Kinderrechtskonvention. Die praktische Umsetzung in die innerstaatlichen Rechtsordnungen wird jedoch unterschiedlich gehandhabt. Die einzelnen Staaten verstehen zum Teil Unterschiedliches unter dem Prinzip des Kindeswohls (oder wie es auf Englisch heisst, der «best interests of the child»). Es geht also um eine gemeinsame Verpflichtung, die unterschiedlich gewährleistet wird, abhängig von der jeweiligen Kultur, Tradition und anderen Faktoren.
Unterschiedliche Auffassungen über das, was das Beste für ein Kind ist (Z.B. Ist die stabile Unterbringung in einer Pflegefamilie oder die Rückkehr zu den leiblichen Eltern besser?), erklären einen grossen Teil der Fälle aus Norwegen, die in den letzten Jahren vom EGMR überprüft worden sind, oder die noch zu Prüfung anstehen. Es ging immer darum, dass der Staat ein Kind (oder sogar mehrere) aus der Familie nahm. Einige von den Kindern wurden später gegen den Willen der biologischen Eltern zur Adoption frei gegeben. Der EGMR hatte zu prüfen, ob der norwegische Staat das Recht der leiblichen Eltern, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen – nachdem sie Pflegeeltern anvertraut worden waren – in genügendem Umfang gewährt hatte. Und ob die Behörden sorgfältig prüften, ob die Kinder später wieder in ihre ursprüngliche Familie hätten zurückkehren können. Es zeigten sich hierbei Probleme bei der Praxis der Sozialbehörden und mit der gängigen Gesetzesauslegung.
Von staatenübergreifendem Interesse – so die Vermutung der Referentin – ist vor allem die norwegische Gewährleistung des Prinzips des Kindeswohls. In ihrem Vortrag wird sie deshalb eine Einführung geben, wie dieses Prinzip in der norwegischen Praxis umgesetzt wird. Sie freut sich auf eine spannende Diskussion mit den Zuhörerinnen und Zuhörern!
Die Referentin
Ingvill Helland Göller is an associate professor of legal science at the University of Agder School of Business and Law in Norway where she teaches legal method and human rights.
Her research focuses primarily on human rights, constitutional law and legal method in a comparative perspective and her most recent publications include a government report on the rights of children exposed to extreme social control (2020) as well as an edited anthology comparing legal methods in the Nordic and Germanic countries (2014). She is a member of the research group for comparative law at the University of Agder, as well as the recently established, EU-funded Global Digital Human Rights-network and the German Association of Comparative Law.
Helland Göller defended her doctoral thesis in Bergen in 2012, comparing to what extent the national courts of Norway and Germany may take the jurisprudence of the European Court of Human Rights into account in their interpretation of the law. She holds a LL.M. in Comparative Law and EU Law from Greifswald, Germany (2006) as well as a law degree from the University of Bergen, Norway (2003).