Abstract
Parteien und Regierung bieten den Stimmberechtigten bei Sachabstimmungen Orientierungshilfen, darunter auch Empfehlungen. Diese Empfehlungen sind im Stimmvolk durchaus beliebt, vor allem bei komplexen und alltagsfernen Sachfragen. Wie stark können Parteien und Regierungen auf diese Weise Einfluss auf das Abstimmungsresultat nehmen? Die Analyse von Befragungsdaten aus 12 liechtensteinischen Urnengängen zeigt, dass die Parteilinientreue bei den Anhängerschaften der Oppositionsparteien stark, bei denjenigen der beiden Grossparteien jedoch eher gering ausgeprägt ist – vor allem auch im Vergleich zur Schweiz. Auch die Regierungsempfehlung wird unter den Anhängerschaften der FBP und VU weniger oft umgesetzt, als dies bei den Anhängerschaften der Schweizer Bundesratsparteien der Fall ist. Interessant ist überdies, dass die Anhängerschaft jener Grosspartei jeweils regierungstreuer abstimmt, deren Parteivertreter das für die entsprechende Sachfrage zuständige Ministerium leitet. Zudem war in den letzten Jahren ausgerechnet die Anhängerschaft einer Oppositionspartei, nämlich der FL, an der Stimmurne am «regierungstreuesten».