Abstract
Dieser Beitrag skizziert die Sicherheitsverfassung Liechtensteins. Zuerst werden Besonderheiten der Staatsaufgabe Sicherheit dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei denjenigen Gefährdungen und deren Bewältigung geschenkt, die im Kleinststaat Liechtenstein von spezieller Bedeutung sind. Dies ist wegen der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols, die von souveränen Staaten verlangt wird, insbesondere die Tatsache, dass Liechtenstein viele Aufgaben im Bereich Sicherheit an die Schweiz und Österreich ausgelagert hat. Es werden deshalb verschiedene Typen von Staatsverträgen, mit denen sich Liechtenstein die Unterstützung durch seine Nachbarstaaten und die Mitbenützung von deren Einrichtungen sichert, vorgestellt. Näher analysiert werden insbesondere der Zollanschlussvertrag von 1923, Verpflichtungen zur gegenseitigen Hilfeleistung sowie die Verträge zur grenzüberschreitenden polizeilichen Zusammenarbeit und zur Mitbenützung der österreichischen Justizvollzugsanstalten. Überdies kommt unter dem Titel „Inkorporation“ der Beizug von Richter*innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und von ausländischen Polizeiangehörigen und Polizeieinheiten zur Sprache.
Schlüsselwörter: Armee; EWR; Gewaltmonopol; grenzüberschreitende Zusammenarbeit; Katastrophenschutz; Kleinstaat; Liechtenstein; Polizei; Sicherheitsverfassung; Souveränität; Staatsaufgabe; Staatsvertrag; Staatsziel; Zollanschlussvertrag
This article outlines Liechtenstein’s security constitution. First, special challenges of the state task of security are presented. Particular attention is paid to those threats that are of special importance in the microstate of Liechtenstein. As Liechtenstein has outsourced many tasks in the area of security to Switzerland and Austria, the state monopoly on violence, which is required of sovereign states, must be analysed. Various types of treaties by which Liechtenstein secures the support of its neighbouring states and the joint use of their facilities are presented therefore. In particular, the Customs Union Treaty of 1923 with Switzerland, obligations to provide mutual assistance as well as the treaties on cross-border police cooperation and on the joint use of Austrian prisons are analysed in more detail. In addition, under the title “incorporation”, the appointment of judges and policemen and policewomen with foreign nationality and the accession of foreign police units are discussed.